Business ist nicht mehr so planbar, wie dies früher mal war. Gute Unternehmer versuchen, das Beste aus der Situation zu machen und flexibel zu (re-)agieren. Organisationen mit hoher politischer Eigendynamik gepaart mit einer Börsennotierung machen – nichts! Sie erhöhen nur intern den Druck auf die Operativen und geben immer detailliertere Controllingvorgaben heraus. Was läuft da?
Illusion I: Die Zielerreichung ist beeinflussbar. Stattdessen treten aber vermehrt die Systemfehler hervor:
– Ziele sind nötig für eine gründliche Planung, aber abgeschottete Märke, in denen das funktioniert, gibt es praktisch nicht mehr.
– Ziele entstehen aus Erwartungen, aus den Vorjahreszahlen und „aus dem Bauch“. Die globale Krisendynamik erzeugt Angst und verschlechtert die Qualität und Umsetzbarkeit der Ziele zusätzlich.
– Ziele dürfen nur vereinbart werden, wenn sie beeinfluss bar sind (sind sie meist nicht!) und wenn sie mit den Betroffenen vereinbart werden (sie werden vorgegeben!). Der Gas-Bremse-Effekt (höhere Ziele anstreben, weniger Ressourcen dafür zur Verfügung stellen) frustriert zusätzlich.
Illusion II: Ziele werden vereinbart, Mängel in der Umsetzbarkeit werden nach oben zurückgemeldet. Die Antwort darauf ist ein Umsetzungscontrolling als Instrument der Scheinsicherheit, die Ziele beeinflussen zu können und „eh etwas gemacht“ bzw. vorgegeben zu haben. Das Darauf-Schauen alleine verändert keine Ziele. Die so „kontrollierten“ Mitarbeiter bekommen noch mehr Druck, können die Ziele aber trotzdem nicht beeinflussen und leiden unter schwindender Motivation, die durch unmögliche Zielerreichungsprämien zusätzlich leidet.
Was ist die Lösung?
– MbO (management by objectives) radikal ersetzen durch andere Systeme oder zumindest einen flexibleren Zielprozess installieren, um echte und ehrliche Planungen zu ermöglichen und sich dabei durchaus auch an Benchmarks zu orientieren. Mitarbeiter brauchen Freiräume, um losgelöst von Zielen nach Prinzipien und Strategien zu handeln.
– Controlling muss Hilfestellung zur Orientierung in einer komplexen Welt sein und darf keine kränkende Fortschrittskontrolle darstellen.
– Variable Vergütungen durch verständliche Erfolgsbeteiligungssysteme ersetzen.
– Die „Geht net – gibt´s net“-Kultur abschaffen.
Quelle: Sören Buschman – Weg mit der Peitsche zur „Zielerreichung“, Print-Standard vom 16. April 2016
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