Jetzt gibt es also einen Kollektivvertrag für Fahrradzusteller (als Teil der Gig-Economy)
Er wurde zwischen der Gewerkschaft vida und dem Fachverband Güterbeförderung der WKO abgeschlossen und heißt mit vollem Namen „Kollektivvertag für Fahrradboten und Essenszusteller“. Bereits 2015 begannen die Planungen dafür, nun wurden diese abgeschlossen und mit 1. Jänner 2020 tritt der KV in Kraft.
Er gilt für angestellte Zusteller und bietet als Basislohn 1.506,- bei 14 Gehältern für 40 Wochenstunden, die Option auf eine 4-Tage-Woche und Kostenersätze bei der Verwendung von privaten Fahrrädern und Handies in Form einer Equipmentpauschale von 0,14 Euro pro gefahrenem Kilometer.
Der Kollektivvertrag ändert aber nichts daran, dass die große Zahl der Zusteller selbständig ist und somit vom KV gar nicht umfasst sein kann. Die angestellten Boten waren bisher dem Kollektivvertrag für das allgemeine Gewerbe zugeordnet, mit einem Mindestlohn für 2019 in Höhe von € 1.400,-. Bei Mjam beispielsweise sind laut eigenen Angaben ca. 10 % der 1.200 Mitarbeiter angestellt und somit vom neuen Kollektivvertrag mitumfasst.
Dahinter steckt auch die Thematik der anerkannten Flüchtlinge, die keine Arbeitserlaubnis haben, aber sehr wohl mit Gewerbeschein als selbständige Unternehmer „fahren“ dürfen. Da stellt sich schon die Frage, ob nicht mehr Menschen so in die Selbständigkeit gedrängt werden, die eigentlich laut Sozialversicherungsrecht angestellt werden müssten.
Die Verhandlungspartner zeigen sich zufrieden. Ob es auch gelingt, deutlich mehr Menschen vor Armut zu schützen, wird sich zeigen. Dies vor allem deswegen, weil auch bei den Angestellten meist Teilzeit vorherrschen wird mit den entsprechenden aliquoten Auswirkungen auf das Gehalt.
Nötig geworden ist der Kollektivvertrag jedenfalls. Es gibt zwar nur Schätzungen über die Zahl an Fahrradboten ist Österreich, aber die scheint jedenfalls steigend zu sein. Laut Angaben der Gewerkschaft sollen es „mehrere Tausend“ sein. Aufgrund der Vielzahl an Essensanbietern und auch sonstigen per Fahrrad zustellenden Unternehmen – wie die Paketdienste DHL und UPS scheint dies durchaus plausibel zu sein.