Die Presse titelte am 30. Juli 2017 mit den wirklich guten Nachrichten „Die Rückkehr der Allrounder“ im Management & Karriere-Teil.
Na endlich – ich dachte schon, das wird überhaupt nichts mehr und die Welt gehört nur mehr den Spezialisten und Fachexperten!…
Die humanistische Bildung, die noch bis vor 15 Jahren als guter Standard bei der Personalauswahl gegolten hat und seitdem ziemlich ins Hintertreffen geraten ist, erlebt ihr Revival. Das heißt jetzt nicht, dass es direkt ableitbar wichtig ist, warum ein neu aufgenommener Sachbearbeiter in einer Versicherung die Namen der fünf Weltreligionen oder vom Landeshauptmann von Wien kennen muss (Achtung, gemeine Falle!) und jene ohne zumindest rudimentäre Latein-Kenntnisse gar keine Chance mehr haben bei der Jobvergabe.
Das heißt nur, dass Unternehmen wieder mehr erkennen, dass das durchaus notwendige Spezialistentum im Unternehmensinteresse einer allgemeingebildeten Ergänzung bedarf. Warum?
- Fachwissen kann blitzartig veraltet sein.
- Fachwissende können bei Jobverlust und bei gröberen Veränderungen Probleme bei der Neuorientierung bekommen.
- Niemand geht mehr mit „seinem Beruf“ in Pension.
- Allrounder können Wechselwirkungen erkennen und einordnen.
- Generalisten haben meist mehr gesehen oder jedenfalls breiter gefächerte Aspekte über Themenbereiche im Kopf.
- Nur Allrounder kann man sinnvoll in Querschnittsfunktionen einsetzen.
- Generalisten verstehen im Dienstleistungssektor die breitgefächerte Alltagswelt der Kunden besser.
Die guten Nachrichten darf man gleich etwas ergänzen um die todos:
- Digitale Kompetenzen brauchen sowohl Experten als auch Generalisten.
- Lebenslanges Lernen in der selbstorganisierten Form wird immer mehr zur Herausforderung und zum Anspruch.
Die in der Neben-Sprechblase präsentierte Einschätzung, dass entsprechend der „Generalistenverzerrung“ zwar Spezialisten gesucht werden, letztlich aber Generalisten eingestellt werden, kann ich so nicht teilen. So weit kommt es nur, wenn man im Fachbereich top und vorne dabei und und bei der Auswahl unter diesen Topkandidaten kommt dann der Generalistenbonus zum Tragen, vorher eher nicht. Dieses Dilemma ist wohl unfair: Gleichermaßen im Fachbereich top und und ebenso bei „allem anderen“ kann wohl nicht das Anforderungsprofil für alle Jobs sein. Wenn doch, dann wird es und darf es auch ruhig teuer werden – sehr gute Mitarbeiter sollte man sehr gut bezahlen.
Ansonsten empfehle ich: Fachexperten für ausgewiesene Spezialistenpositionen rekrutieren und Generalisten für wichtige Positionen mit training-on-the-job rasch einsatzbereit machen. Gute Personaldienstleister übernehmen hier für Sie die Auswahl nach den Kriterien, die Sie dafür brauchen, gerne auch unter Einsatz von psychologischer Testdiagnostik (Achtung auf Qualität und Zertifizierung!).